Glauben.Leben (3) – Den Alltag anders leben

Jede und jeder ist gefragt: Wie kann das eigene Glaubensleben in Zeiten von Corona aussehen? Welche Auswirkungen hat das aufs Gemeindeleben, wenn das gemeinsame Osterfest ausfallen muss? Im Blog gibts Stimmen und Anstösse.


Alltag, anders erleben….
Um ehrlich zu sein, es war für mich trotz, allen Medien doch rasant und auch schnell, dass die Corona Krise zu uns nach Deutschland- zu uns nach Baden Württemberg ja sogar zu uns in den Ostalbkreis nach Ellwangen kommt. Es war so weit weg und plötzlich – quasi Übernacht war „Anders Leben“ Programm… Was heißt es für meine Familie und für mich...?

Nach dem Verkünden von unserem Ministerpräsidenten, Herrn Kretschmann dass „die Schulen und Kitas geschlossen bleiben,“ bin auch ich los. 
NEIN, ich bin nicht losgezogen und hab Hamsterkäufe gemacht. Ich bin zur Stadtbibliothek und zum Wochenmarkt. Meine Gedanken haben etwas gekreist um die viele „freie“ Zeit mit unseren Kindern. Natürlich sind sie noch im Kleinkind - und Kindergartenalter, doch wollte ich unbedingt für die Zeit gewappnet sein. Ja und auf dem Markt, dort erlebte ich Anders einkaufen. Jeder hielt Abstand, Gespräche waren auf Distanz und plötzlich waren Menschenschlangen an Marktständen zu sehen. Mein Gedanke: „Ok, jetzt ist es Ernst und Realität!“

Seither ist einige Zeit vergangen. Der andere Alltag ist mittlerweile Realität geworden. Mein Mann ist bisher täglich in der Arbeit und doch rechne ich jeden Tag damit, dass er ab jetzt zu Hause ist. 
Es fällt meinen Kindern und mir schwer, nur das nötigste mit den Eltern/Großeltern zu tun zu haben. Meine Eltern und wir leben im selben Haus. Die Nähe ist spürbar und zugleich gilt es eine große Distanz um den Schutz aller zu bewahren. Auch zu meinen Geschwistern, meinen Schwiegereltern und deren Familien sowie Freunden fehlt der normale Kontakt. Natürlich halten wir Kontakt über ein Telefonat oder die sozialen Medien (welch ein Wohlstand, dass wir diese haben) aber es fehlt das direkte Gespräch, die Umarmung einfach das soziale Miteinander, das früher so selbstverständlich war. 
Erst jetzt erkenne ich den bisherigen Luxus, den wir hatten. Immer und überall zu sein, alles zu bekommen und alles für selbstverständlich zu sehen. 

Der Alltag fehlt mir. Zu Wissen; täglich Kindergarten, Kinderturnen, Religionsunterricht, Spielgruppe usw.  Es fehlt der gewohnte Ablauf!- Es fehlen Personen- meine große Familie, meine Freunde, meine Schüler, meine Kollegen, die netten Begegnungen und Gespräche zwischendurch…. Sie alle fehlen mir. 
Aber in der Krise steckt auch Gutes. Wir haben Zeit- nicht nur für Haushalt und Garten. 
Nein, auch Zeit für meine Familie, Kontakt zu pflegen zu „alten“ Freunden und Zeit für meinen Glauben.
In letzter Zeit mache ich mir viele Gedanken zu meinem Glauben. Immer wieder fallen Sätze bei meinen Gesprächspartner wie „Daran sind wir selbst schuld, Gott bestraft uns,…“  Nein, daran glaube ich nicht!! Ich glaube an einen liebenden, versöhnenden und gütigen Gott. Der für uns gerade in der größten Not da ist, wenn wir ihn auch in unser Leben lassen. 
Sind wir doch alle ehrlich; unser Glaube besteht viel aus den sonntäglichen und werktäglichen Gottesdiensten. Jetzt fällt dieser weg. Jetzt ist jeder von uns gefragt, selbst etwas für seinen Glauben zu tun. Sich Zeit zu nehmen für Gott, zu beten für unsere Mitmenschen. Nur das Gebet trägt uns, in dieser Zeit und schenkt uns Kraft.  

Wie sieht das „anders Leben“ bei mir konkret im Glauben aus?
Am Sonntag nehme ich bzw. meine Familie trotzdem die Zeit und wir beten den Fernsehergottesdienst mit (unsere Diözese Rottenburg- Stuttgart überträgt live den Gottesdienst aus dem Dom www.drs.de). Die Bibel erzählt immer wieder davon, dass Jesus bei den Menschen ist. Er wendet sich ihnen zu und ist da, er betet mit ihnen. Auch in den Guten Nacht Gebeten mit unseren Kindern, ist Platz für die kleinen und großen Gedanken und Sorgen. Die tägliche Hoffnungszeit auf drs.de (19.30 Uhr), ist eine kurze und doch intensive Gebetszeit. Ich nehme diese Möglichkeit gerne an, um innezuhalten und mitzubeten. Trotz Distanz will ich im Gebet und im Alltag mit meinen Mitmenschen verbunden sein. Als Erinnerungszeichen leuchtet die Kerze auf unserem Esstisch. Gott lässt uns auch heute, in der Not nicht alleine.-Vertrauen wir darauf!!

Und das andere Familienleben??
Naja so viel hat sich, bei mir auf dem Land nicht verändert…. Wir spielen viel miteinander, basteln zu Ostern, sind in unserem Garten, ich lese ein Buch vor, wir laufen täglich spazieren, verbringen die Zeit in der Natur, machen kleine Wald-Picknick-Touren usw.  Natürlich schauen wir auch TV ☺ (Tipp: Kindersendung „Hallo Benjamin“ täglich 13.30 Uhr auf BibelTV oder neu um 13.00 Uhr auf RegioTV). Auch bei uns gibt es Zoff, Streit und viele Alltagsdiskussionen aber das ist eben auch Alltag- ob mit oder ohne Corona ☺
Anders Leben, stellt mich und uns täglich vor neuen Herausforderungen. Seien wir getröstet, dass 
es uns allen so ergeht!!


Einsam ist es und doch sind alle da.
Es ist eine harte Zeit und es gibt so viele offene Fragen.
Ich fühle mich innerlich oft müde, erschöpft und trotzdem heißt es stark sein.Gütiger Gott, schenke uns allen Gesundheit.
Lass uns, in unserer Not, nicht allein – sei du bei uns.
Schicke deinen heiligen Geist über uns, damit wir hoffnungsvoll und geduldig werden. 
Lass uns in all unseren vielen innerlichen durcheinander
in dir, im Gebet und in unseren Familien Halt, Geborgenheit und Liebe finden.Sei du bei uns und lass und nicht allein.

Bleiben Sie alle gesund und in Vorfreude auf ein „normales Leben“☺
Ihre Gemeindereferentin Dorothee Schäffler