Glauben.Leben (17) – Familiäre Momentaufnahmen

Was uns über Ostern hinaus beschäftigt: "Glauben.Leben" sammelt Stimmen und Impulse von Menschen, die mit dem Schönenberg verbunden sind.

Momentaufnahmen aus dem Corona-Leben einer Familie mit Abiturientin und Studien-Anfänger.

Von Ingrid Beck, Landpastoral

Wie verzweifelt muss eine Abiturientin sein, die ihrer Familie vorschlägt, an ihrem 18. Geburtstag zum Wandern zu gehen, obwohl sie eigentlich nur sehr ungern wandert? Nur um rauszukommen, mal etwas anderes zu sehen – wenn schon keine Freunde, Freundinnen, Verwandten zu Besuch kommen dürfen… 

Und der Neustudent versucht sich im Online-Dschungel der Hochschule durchzukämpfen. Und ist dabei manchmal hilflos verloren.

Seit Wochen Kontaktverbot, Homeschooling, sich immer wieder neu motivieren müssen, Abiaufgaben lösen oder andere Hausaufgaben – und kein Lehrer, keine Lehrerin oder Mitschülerin da, die direkt gefragt werden können, kein Training, keine Treffen mit FreundInnen – dazu stundenlanges Üben des Großen am Klavier und der Posaune…

...und beide Eltern im Home-Office. Seit Jahren waren wir nicht mehr so dicht aufeinander wie derzeit.

Was hilft uns in dieser Zeit?
  • Füreinander da sein – zuhören – viel reden – aber auch Abstand wahren – die Verzweiflung zulassen, aber auch eine Balance finden zwischen Freiräumen geben und zu spüren, wann die Verzweiflung so groß ist, dass Handeln nötig wird
  • Gemeinsam Sport treiben – in immer wechselnden Konstellationen – wer auch immer gerade Zeit und Lust hat oder wandern, radeln, spazieren gehen
  • Auch mal was Besonderes kochen, Weckle holen oder backen
  • Gemeinsam spielen: seit Jahren haben wir außerhalb des Urlaubs nicht mehr so viel gespielt wie derzeit
  • Und – auch da gilt: nur wer mag und Zeit hat – den Garten genießen.
  • Viele Telefonate mit der „Außenwelt“ oder Kontakte über soziale Netzwerke (die Jugend).
  • Sich immer wieder vergegenwärtigen und dankbar sein, gesund zu sein und – bei allen Schwierigkeiten und aller Verzweiflung – trotz allem „auf hohem Niveau zu klagen“
  • Und immer wieder auch Verschnaufpausen mit einer Taizé-CD, die uns daran erinnert, dass wir nicht allein sind, dass wir füreinander da sind, aber auch, dass da noch jemand ist; DER/DIE mit uns geht, uns Kraft gibt für diese Zeit.

In diesem Sinne wünsche ich allen ein gutes Durchhaltevermögen, viel Kraft und das Vertrauen, dass da jemand ist, DER oder DIE für uns da ist, uns trägt und hält, mit uns lacht, mit uns weint, mit uns verzweifelt ist und uns ermutigt füreinander da zu sein.

Ingrid Beck
Seelsorgerin/Referentin 
Landpastoral Schönenberg
www.landpastoral-schoenenberg.de