Glauben.Leben (24): Von guten Mächten

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Von Elisabeth Heine

Zum Jahresbeginn 2020 haben wir uns so viel Gutes gewünscht. Dann kam Corona, und alles hat sich geändert. 

Bei uns im Haus wurde es ruhig. Auf einmal sind Oma und Opa Risikogruppe. Es wurde für uns eingekauft und nach unserem Befinden gefragt. Schmerzlich war es, dass die Seelsorger die alten und kranken  Menschen nicht mehr begleiten durften. Bestimmt hat sich Pater Jens Bartsch seine Zeit als Administrator auf dem Schönenberg anders vorgestellt. 

Trotz der Pandemie war manches noch möglich: 

Die Kirche blieb offen für ein stilles Verweilen, und wenn wir in der Gnadenkapelle eine Kerze anzündeten, dann wussten wir unsere Sorgen und Nöte gut aufgehoben.

Lange Spaziergänge im Wald bei herrlichem Wetter: Wir konnten die wärmende Sonne auf der Haut spüren und das Aufbrechen der Natur erleben, der Musik der Vögel zuhören und Gottes Schöpfung neu wahrnehmen

All das führt zu einer ganz neuen Dankbarkeit für all das Schöne und Gute ,das unser Leben so wertvoll macht. 

Wir haben in der letzten Woche auch Unfälle, schwere Krankheit, Leid und Tod erfahren. Der Schmerz der Angehörigen hat mich betroffen und nachdenklich gemacht. Auch die immer bohrende Frage nach dem Warum. Das erinnerte mich an die Bibelstelle (der Evangelist Markus berichtet die Geschichte), als der verzweifelte Vater eines kranken Sohnes zu Gott kommt und schreit: Herr ich glaube, hilf meinem Unglauben! 

Für mich heißt das: Ich glaube und vertraue, aber ich begreife es nicht.

Da bleibt nur die Hoffnung, dass wir im Leid den Kontakt zu Gott nicht verlieren und so wie der Vater zu ihm schreien. 

Wenn wir die Glocken vom Schönenberg am Nachmittag hören, wissen wir, jetzt wird wieder ein Gemeindemitglied im Familienkreis zu Grabe getragen. Es ist in dem Moment nur möglich, im stillen Gebet dabei zu sein. 

Diese Zeit hatte aber auch ihre schönen Seiten. Es war möglich, wieder an liebe Menschen Briefe zu schreiben – besonders an Alte und Kranke in den Heimen oder an jene, die zuhause unter der Einsamkeit besonders leiden. Briefe, die der Empfänger öfter lesen kann, ein aufmunternder Anruf, oder ein freundlicher Gruß über den  Gartenzaun. 

Die vergangenen beiden Sonntage konnten wir wieder Gottesdienst mitfeiern, und auch wenn die Einschränkungen enorm sind: Es tut gut, die Gemeinschaft wieder zu erleben und einander freundlich zuzulächeln. Hoffentlich können wir Schritt für Schritt wieder zu mehr Nähe zurückkehren.

Dietrich Bonhoeffer hat uns in seiner schweren Zeit Worte hinterlassen, die mich in Schwierigkeiten getragen haben: 

Von guten Mächten treu und still umgeben, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag. 

Ich wünsche uns allen für die kommende Zeit das Vertrauen zu und den Halt bei Gott. Er hat uns versprochen: Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt.