Moment mal: Berühren


Rühr mich nicht an: Mimosen
Es ist eine ganz berühmte Szene nach der Auferstehung Jesu: Jesus, der Menschen immer nahe war und berührt hat, ausgerechnet dieser Jesus will sich von Maria Magdalena nicht berühren lassen. (Mehr dazu auch in der Wikipedia.)

Berührungen sind heilsam und wirksam. Doch in der aktuellen Situation ist menschliche Nähe plötzlich gefährlich, weil dadurch der Virus übertragen werden kann.

Als Seelsorger und Priester befinde ich mich da in einer besonderen Zwickmühle. Auf der einen Seite erwarten und erhoffen sich Menschen eine Berührung – die Krankensalbung ist für mich da ein besonders schweres Beispiel.

Wenn ich zu Sterbenden gerufen werde, in diesen Momenten des Abschiednehmens, beim gemeinsamen Beten wird jede Berührung zu unglaublich wichtigen Gewissheiten der Nähe, des Trostes und der Zuversicht. Auch für die Angehörigen, das ist mir sehr bewusst. Da wiegt jede Berührung viel mehr als nur ein Zeichen, zu dem es vielleicht auch Alternativen gibt. Die Stärke zu wissen: Wir sind nicht alleine.

Ich würde diese Nähe unendlich gerne geben. Gerade jetzt, gerade in dieser Zeit!

Aber auf der anderen Seite habe ich zwei ältere Mitbrüder im Haus. Sie gehören ganz klar zu den besonders gefährdeten Menschen. Wenn mir persönlich vielleicht auch nichts passieren sollte, so könnte eine Ansteckung für die beiden lebensgefährlich werden.

Kann, darf und will ich dieses Risiko verantworten?

Christus hat nach seiner Auferstehung den Heiligen Geist gesandt, der die Menschen bestärkt und leitet. Der Gedanke daran hilft uns, den Schmerz fehlender persönlicher Nähe besser zu ertragen. Mit der Zuversicht auf die Pfingst-Kraft des Heiligen Geistes dürfen wir darauf vertrauen, daß unser Gebet für einander bestärkt und Kraft gibt.

P. Jens Bartsch,
Pfarradministrator