Das Glück wartet geduldig auf uns. |
Der Beschluss lautetet: Unter keinen Umständen lass wir uns die Grund-Fröhlichkeit nehmen!
Genau genommen war das eine doppelte Abmachung: einmal wir als Familie, aber wir wollten das auch als Erwachsene für uns umsetzen.
Nur wie?
Wir schmiedeten einen Plan: Jeden Tag wollten wir etwas unternehmen, was wir in "normalen Zeiten" wahrscheinlich nicht gemacht hätten. Und wenn das so unglaublich verrückte Sachen waren wie das Frühstückspicknick auf dem Wohnzimmerboden.
Und wir Erwachsenen? Wollten endlich mal nicht nur Eltern sein, Streitschlichter und Erziehungsberechtigte. Und die Kinder liessen uns ziehen, das ist ja immer eine Frage der Lebensphase: Seit Ewigkeiten waren wir wieder gemeinsam mit dem Fahrrad unterwegs.
Und das eigentliche Wunder war: als wir zurückkamen, stand weder das Haus in Flammen noch hatte es eingeschlagene Köpfe gegeben.
Die Tour führte uns steil bergauf zu unserer Höhenklinik. Dort gibt es eine weithin bekannte Schafmilchkäserei. Hunderte Male bin ich daran vorbeigefahren, aber diesmal blieben wir stehen und probierten den Käseautomaten aus. Wie lachte uns da ein Büffel-Camembert entgegen, komplett bio, während uns die zugehörigen glücklichen Büffel von der anderen Strassenseite aus freundlich zuschnaubten und zum Kauf animierten.
Den Käse gabs zusammen mit frisch gebackenem Brot und einem Wein, der im Keller seit vielen Jahren reserviert war für einen hohen Feiertag.
Wir beschlossen kurzerhand: Dieser ganz besondere Tag war ganz unbedingt heute!
Kann es größeren Luxus geben?
Die Dämmerung senkte sich über die Terrasse, die Vögel verstummten, nur die Grillen blieben übrig. Und wir sahen uns ungläubig an:
Warum um alles in der Welt hat es erst diese verdammte Pandemie gebraucht, dass wir uns diese Momente des Glücks gönnen?
(Clemens Prokop)