Rede und Antwort – von P. Peter Renju

von P. Peter Renju

Diese Woche hatte ich eine interessante Begegnung. Nach der Frühmesse sprachen mich zwei Arbeiter an, die an unserer Klostermauer beschäftigt sind. Sie sind erstaunt, dass so viele Leute aus der Kirche kommen. Und sie fragen: „Was machen Sie denn da in der Kirche?“

Der eine sagte mir: „Ich war noch nie in einer Kirche. Jetzt arbeiten wir hier seit Wochen und wir wissen nicht, was da drinnen geschieht.“

Ich muss gestehen, ich war überrascht, fast überrumpelt. Und versuchte zu erklären: Wir beten und singen, wir hören Worte aus der Bibel, wir feiern Jesus Christus in unserer Mitte.

Ich spürte deutlich: Meine Worte und Begriffe waren total fremd für die beiden. Ich tat mich plötzlich schwer, kurz und bündig begreiflich zu machen, was hier beim Gottesdienst geschieht. Ich habe sie dann eingeladen, und bestimmt werden wir das Gespräch demnächst fortsetzen können...

Da steht also plötzlich die Frage nach unserem Glauben im Raum – vielleicht in anderer Verpackung. Etwa:

Woher nehmen Sie eigentlich die Kraft, für diesen Angehörigen zu sorgen?
Oder: Woher nehmen Sie die große Geduld für ihr behindertes Kind?
Wie kommt es, dass Sie immer so fröhlich sind, so optimistisch, so hoffnungsvoll?

Was antworten wir dann?

Der Apostel Petrus sagt in seinem Brief: „Seid jederzeit bereit, Rede und Antwort zu stehen, wenn ihr nach der Hoffnung gefragt werdet, aus der ihr lebt“.

Petrus setzt voraus, dass Christen Leute sind, die eine Hoffnung haben. Und er setzt auch stillschweigend voraus, dass man von dieser Hoffnung etwas merkt. Sonst käme niemand auf die Idee, danach zu fragen.

An diesem Punkt muss ich mir selber die Frage stellen:
  • Von welcher Grundstimmung ist mein Leben geprägt? 
  • Bist du jemand, der eine Hoffnung hat?
  • Erwarte ich etwas Gutes von meiner Zukunft?

Wenn ich also selber ein hoffender Mensch bin, dann kann ich weiter fragen, was das für eine Hoffnung ist.

Für mich als Christ hat die Hoffnung einen Namen. Für mich ist es nicht eine namenlose, unpersönliche Zukunft, sondern sie ist verbunden mit dem Namen „Gott“. Also frage ich weiter, was Gott mit meiner Zukunft zu tun hat. Und was ich von IHM erwarte und erhoffe. 

Ich gebe zu: Auch ich als Theologe komme da ganz schön ins Schwitzen. Ich könnte gelehrte Bücher wälzen. Aber es geht ja um meine ganz persönliche Hoffnung. Es geht um das, was ich für mein Leben erhoffe und glaube.

Ich versuche es, für mich in kurze Sätze zu bringen. Vielleicht so:

Ich lebe von dem Glauben, dass ich von Gott unbedingt erwünscht und  gewollt bin. Und zwar genau so wie ich bin.

Ich lebe von dem Glauben, dass Gott mir das Leben gönnt und will, dass es gelingt.

Darum hoffe ich auch, dass alles in Gott aufgehoben und geborgen ist:
mein Nichtkönnen und vergeblichen Bemühungen, meine Erfolglosigkeit, mein Scheitern, meine Sünde und auch einmal mein Sterben.

Ich hoffe, dass ER mir immer eine Gelegenheit zu einem neuen Anfang gibt.

Ich hoffe das, weil Jesus mich davon befreit hat, bei mir selber stehenzubleiben und alles von mir selbst zu erwarten. ER hat mich davon befreit, mich selber erlösen zu müssen: weil ich schon erlöst bin.

Darum hoffe ich, dass Gott auch aus den Bruchstücken meines Lebens noch etwas machen kann. Ich glaube, dass ich selber mehr Möglichkeiten habe, als ich ahne – ganz zu schweigen von den ungeahnten Möglichkeiten Gottes in mir.

Das möchte ich, so gut es geht, in meinem Leben durchscheinen lassen.
In diesem Zusammenhang ist mir ein anderes Wort wichtig geworden, das dem aus dem Petrusbrief sehr ähnlich ist:

„Rede nur, wenn du gefragt wirst. Aber lebe so, dass du gefragt wirst!“

Ich bin sicher, dass mein Leben auch ohne Worte ein Stück Verkündigung dieser Frohen Botschaft sein kann: eine Botschaft, dass ich erlöst und befreit bin.

Und wenn mich jemand ausdrücklich danach fragt, dann will ich Antwort geben so gut ich kann. Wenn der andere hören kann und mein Zeugnis annimmt, werden wir zu Gemeinschaft. Denn genau so entsteht Gemeinschaft, Gemeinde und Kirche: wenn wir von unserer Hoffnung Zeugnis geben, im Leben und Reden, mit und ganz ohne Worte.  

Vielleicht versuchen Sie selbst einmal darüber nachzudenken, von welcher Hoffnung Sie leben, und das auch in Worte zu fassen.

Das wird dann ein persönliches Bekenntnis des Glaubens und der Hoffnung. Solches Nachdenken kann uns vorbereiten, einmal Rede und Antwort zu stehen, wenn wir gefragt werden, aus welcher Hoffnung wir leben. – Und es bringt uns näher zu Gott!