Moment mal: Enttäuschung

Planet_Fox via Pixabay
Das Leben ist ja weder Ponyhof noch Zuckerschlecken, jedenfalls nicht immer. Es gleicht, so scheint's mir, vielmehr einer wilden Achterbahnfahrt zwischen "La vita è bella" (Das Leben ist schön) und "Life's a bitch" (was ich adhoc gar nicht recht übersetzen könnte).

Mit Corona machte diese Achterbahnfahrt mal 'n bisschen Pause. Aber allmählich geht's wieder los.

Bei uns gleich mal mit einer herben Enttäuschung.

Eine dieser Geschichten, mit denen man nicht rechnet. Die einen kalt und aus dem Hinterhalt erwischen. Bei denen man sich zunächst wundert. Es ist so ein diffuses Gefühl aus Hilflosigkeit und Unbehagen. Doch je mehr man grübelt, desto deutlicher wird das Bild, und plötzlich passt alles zusammen: Da hat jemand, dem man vertraut, über Monate falsches Spiel gespielt.

Man mag das zunächst gar nicht wahrhaben. Man wehrt sich gegen das Offensichtliche. Die menschlichen Enttäuschungen, das sind die schlimmsten.

Das Wort sagt es ja schon ganz gut: Zu jeder Enttäuschung gehört eine Täuschung – ich selbst habe mich getäuscht oder habe mich täuschen lassen.

Ein anderes Wort klingt im Schatten der Enttäuschung immer mit: Es ist die Traurigkeit über verspieltes Vertrauen.

Vertrauen, das schenkt man. Aber Vertrauen funktioniert wie am Spielplatz auf der Kinderwippe: Da müssen zwei mitspielen und sich um Balance bemühen, damit's Spaß macht und gelingen kann.

Ich frage mich: Wie konnte es nur so weit kommen, dass ich mich täuschen ließ? Der Fehler liegt ja – auch – bei mir. Und ich bin's, der jetzt gefordert ist: Denn ich muss loslassen können. Ich muss vergeben können. Sonst frisst sich die Enttäuschung ins Herz, sie verhärmt und sie fesselt mich – sie fesselt mich auch an den Menschen, der mir gezeigt hat, dass ich ihm nicht wichtig genug bin.

Als Christ weiß ich, was ich will: Ich will auch in Zukunft Vertrauen schenken. Ich will Menschen vorbehaltlos begegnen, ohne die schlechten Erfahrungen im Gepäck.

Bin ich naiv? Ich denke, mit Naivität hat das gar nichts zu tun. Sondern mit einer großen Sehnsucht: Ich möchte frei sein für neue Begegnungen.

(Clemens Prokop)