Glauben.Leben (15) – Vertrautes Gelände


Was uns über Ostern hinaus beschäftigt: "Glauben.Leben" sammelt Stimmen und Impulse von Menschen, die mit dem Schönenberg verbunden sind.

Von Andreas Röhler

Der in Aalen geborene Hermann Bausinger – emeritierter Professor für Volkskunde an der Eberhard Karls Universität in Tübingen – hat auf die Frage nach der Bedeutung von „Heimat“ für ihn geantwortet: „Heimat ist vertrautes Gelände, dort, wo ich mich wohl fühle und mich mit den Menschen in meiner Umgebung verstehe.“

Für mich hat es immer ein Stück Heimat bedeutet, wenn ich zu den Hochfesten an den Schönenberg zurückkehren konnte. Egal ob aus dem Studium in München, nach dem Auslandssemester in Schweden oder wie aktuell aus der Nähe von Stuttgart. Die Wallfahrtskirche auf dem Berg – in der ich einen guten Teil meiner Jugend verbracht habe – ist vertrautes Gelände für mich, dort fühle ich mich wohl und dort treffe ich auch immer wieder Menschen mit denen ich mich gut verstehe.

Ganz ausschließlich dem Eigennutz dient meine Rückkehr an den Berg dann aber doch nicht. Als Leiter der Schola darf ich zusammen mit meinen Sängerkollegen die Vesper an den Hochfesten gestalten, so auch jedes Jahr am Abend des Ostersonntag – eigentlich.

Durch die herausfordernde Situation in der wir uns aktuell befinden ist natürlich auch die Feier der Ostervesper in diesem Jahr ausgefallen. Was für ein besonderes Ereignis das normalerweise für uns Scholare ist, kann man ganz gut durch den Beitrag von Clemens Prokop nachvollziehen. Auch wenn die Vorbereitung und Durchführung immer einen gewissen Aufwand mit sich bringt, war und ist die Vesper doch ein hauptsächlicher Bestandteil dessen, was Ostern für mich zu Ostern macht.

Wenn ich nun also in diesem Jahr nicht meine Sängerkollegen zum gemeinsamen Proben einlade, wir uns nicht mit den langen weißen Roben einkleiden und voller Vorfreude auf den Beginn der Feier warten, wir nicht das Canticum, die Psalmen und das Magnificat singen – dann fühlt sich das Osterfest seltsam anders an. Unvollständig.

Auch wenn die frohe Botschaft über die Auferstehung des Herrn in ihrem unendlichen, Sinn stiftenden Wert für mich nicht abhängig ist von Zeremonien oder Ritualen, so ist es wohl doch wahr wenn man sagt: „Die Dinge die wir am meisten brauchen lernen wir erst dann richtig zu schätzen, wenn wir sie verlieren.“